Es ist uns übermittelt worden, dass seit circa einem Jahr in Tschechien eine mysteriöse Augenerkrankung beim afrikanischen Weißbauchigel die Runde macht.
Angefangen hat alles mit Geschwistern eines Wurfes, die unabhängig
voneinander bei verschiedenen Haltern plötzlich Probleme mit den Augen zeigten. Hierbei kamen diese ganz plötzlich und ohne vorherige
Krankheitszeichen.
Eine Behandlung war hierbei nicht erfolgreich, sodass die Tiere ihre Augen einbüßten.
Ein Weibchen verlor durch diese Symptomatik innerhalb weniger
Monate beide Augen, das
Geschwistertier ebenfalls. Dies geschah innerhalb des ersten Lebensjahres. Eine andere Igeldame verlor durch die gleiche Symptomatik (andere Züchterin, anderer Haushalt) ebenfalls ein
Auge, hier ist keinerlei Abstammung bekannt, die Besitzerin stoppte unverzüglich die Zucht mit diesem Tier.
Weitere Fälle sind bekannt und weitumfassend. Wir können und wollen diese hier jedoch nicht alle ausführen, es beläuft sich jedoch auf eine zweistellige Zahl, die Tiere sind sowohl männlich
als weiblich und es betrifft unterschiedliche Farbformen.
(Also keine bestimmte Farbform und/oder geschlechterbezogen)
Zu erkennen ist dieses Phänomen an folgenden Symptomen:
-Das Auge wirkt vergrößert und „ploppt“ quasi aus der Augenhöhle heraus. Dies geschieht meist
plötzlich und ohne vorherige Entzündungszeichen. (rasanter Verlauf)
-Anders als bei gewöhnlichen (stumpfen) Verletzungen des Auges, ist das Hervortreten eines der größten Indizien für eben diese Art von Erkrankung.
- Einige Igel versuchten sich an der Stelle zu kratzen. (Juckreiz ausgelöst durch den erhöhten Augeninnendruck) Durch das Kratzen kann sich das betroffene Auge eröffnen, dies bedarf
einer sofortigen Handlung.
Alle betroffenen Tiere zeigen in den Stammbäumen (in die Einsicht genommen werden konnte) deckende Vorfahren, weshalb eine genetische Komponente unbedingt in Erwägung gezogen werden muss!
Es hat sich nun zugetragen, dass eine deutsche Nachzucht eben diese Augenproblematik gezeigt hat. In der Genetik dieser NZ lässt sich eine Ahnenreihe aus Tschechien erkennen, weshalb wir davon ausgehen, dass diese NZ von der Erkrankung betroffen ist und nun in Deutschland davon berichten möchten.
Beim deutschen Fall war der Verlauf annähernd
gleich derer in Tschechien:
Ein plötzliches Auftreten, ohne vorangegangene Ursache oder Verletzung. Heraustreten des Auges aus der
Augenhöhle und Aufkratzen durch den Igel. Sofortige Behandlung durch den Tierarzt erfolgte. Eine Verletzung des Auges konnte nicht festgestellt werden. Das Auge ist mit Cremes
und Tropfen behandelt worden und ist nun weg. Es ist quasi ausgelaufen und verheilt. Wir möchten betonen, dass den Züchter des Tieres keinerlei Schuld trifft, da er nichts von
der Erkrankung wissen konnte. Wichtig ist in einem solchen Fall umgehend zu reagieren und betroffene Tiere aus der Zucht zu nehmen (was von Seiten des Züchters geschah), sowie
eventuelle Neubesitzer/Züchter betroffener Tiere zu informieren.
Folgende Vermutungen wurden durch die behandelnden Tierärzte in Tschechien geäußert.
Es erscheint wie ein Anstieg des intercraniellen Drucks (erhöhter Augeninnendruck), welcher das Auge quasi „herausploppen“ lässt. Leider ist eine Augeninnendruckmessung bei afrikanischen Weißbauchigeln (und generell Tieren dieser Größe) nicht möglich. Was eine Prävention betroffener Linien unmöglich macht. Dennoch gehen alle (auch anhand der Indizien und Recherchen) betreuenden Ärzte von einem genetischen Defekt aus, da auffällig viele Tiere mit genetisch gleichem Hintergrund betroffen sind. In Tschechien wurden unseres Wissens nach alle Tiere, bei denen diese Erkrankung und der Verdacht auf eine Trägerschaft bekannt wurden, aus der Zucht genommen. Dennoch scheint es offensichtlich einige Nachfahren zu geben, die Träger sein könnten, sowie erkrankte Tiere.
Zurzeit gehen wir aufgrund des genetischen
Erscheinungsbildes von einem rezessiven Erbverlauf aus, was bedeutet, dass eine Verpaarung relativ unglücklich sein muss (durch Zufall beide Tiere Träger), um diese Erkrankung zu Tage
zu bringen. Da jedoch Tiere aus bestimmten genetischen Reihen gefährdeter sind, empfiehlt der EHCE e.V. eine komplette Auszüchtung der definitiv
betroffenen Tiere und Linien. (Zumindest eine Zuchteinschränkung sollte gegeben sein) Die betroffenen Mitglieder des EHCE e.V. sind bereits
informiert und die Tiere aus der Zucht genommen. Für Rückfragen steht der EHCE e.V. gerne zur Verfügung. Sollten Tiere aufkommen, die oben beschriebene Symptomatik aufweisen, so bitten
wir um Kontaktaufnahme, um sie unseren Recherchen beizufügen und weitere Schritte einzuleiten.
Da nicht nachgewiesen werden kann, welche Tiere eventuell noch Träger dieses Gendefektes sind, können vorerst nur betroffene Tiere/Linien aus der Zucht genommen werden, weshalb
eine Informationsweiterleitung bei eventuellem Auftreten ähnliche Symptome in welcher Art und Weise auch immer, unbedingt nötig ist.
Eine 100%tige Feststellung, ob es sich um eine genetische Mutation handelt, könnte nur durch eine Obduktion bestätigt werden. Allerdings sind bislang keinerlei Tiere an dieser
Erkrankung verstorben, sodass dies noch nicht zur Debatte stand. Allerdings muss anhand des Verlaufs und der auffälligen Anhäufung in einer genetischen Gruppe, müssen wir einfach von
einer Vererbung ausgehen und geben diesbezüglich eine Warnung heraus.
Vorläufiger Bericht des EHCE e.V., Stand der Berichterstattung: 13.05.2015
Verfasst von Katharina Müller-Sauck ©EHCE e.V.