Das neue (Er)Leben
Seit drei Tagen sind wir auf Reisen. Nur die Kinder und ich. Ein Mutter-Kind Ausflug ins Rabaukenland zu Strahlemännchen e.V. Eine erlebnisreiche Zugfahrt liegt hinter uns, aber auch eine ruhige,
ohne Stress, mit „vor sich hin träumen“.
Wir begegnen Menschen wie Erik von Strahlemännchen.de und seiner zauberhaften Frau, die uns abholen und alles tun, damit wir uns wohl und aufgehoben fühlen.
Wir genießen die Blockhütte, den See, die vielen neuen Eindrücke. Vor allem aber, die Ruhe. Kein Termindruck, keine Verpflichtungen- mit einem Besuch auf dem Spielplatz schaukelt, rutscht,
klettertDean alle seine Sorgen, die Diagnose, alles einfach weg. Wir sind glücklich, unbeschwert, meine Kinder sind Kinder und nichts weiter - ein Gefühl, das Schmetterlinge in meinen
Bauchzaubert.
Dean nimmt eine Handvoll Kieselsteine auf, reibt sie in den Händen und wirft sie jauchzend in die Lüfte. Ein Anblick, der noch vor wenigen Monaten Panik in mir gesäht hätte ob der Infektionsgefahr,
ist in diesem Moment Freude pur. Ich sehe diese Szene und sie läuft in Zeitlupe ab. Es ist so ein kindlich normaler und unbeschwerter Moment, für mich bedeutet er gerade die Welt. Wie wunderschön ist
dieses Gefühl das aus der Ferne mit ansehen zu dürfen und zu spüren wie sich die Normalität auf unsere Geschichte legt.
Und während ein kleiner Sonnenstrahl auf mich fällt beobachte ich meine Kinder beim toben und spielen. Bis es Zeit wird aufzubrechen, denn heute (08.07.19) ist ein weiteres besonderes Ereignis
geplant. Wir besuchen Don, ein Polizist der selbst an Krebs erkrankt war und nun Patientenbetreuer ist und sich ehrenamtlich einsetzt und dessen Einladung wir folgen in seiner Wache.
Dean möchte schon lange Polizist werden und so hat er nun die Möglichkeit eine Wache, die Polizeiarbeit, die Leistelle, Zellen und alles weitere zu besichtigen und alle seine Fragen zu
stellen.
Unsere Freunde (Dr.) Mark (Benecke) und seine Frau Ines kommen ebenfalls lang und tauchen mit uns in die Wache ein. Don erklärt alles super, zeigt den Kindern spielerisch den Polizeialltag und es
gibt so viel zu entdecken. Dean kommt aus dem Fragen gar nicht mehr raus. Auch Dons Kollegen sind super lieb und zeigen alles, hören zu und beantworten Fragen.
Dean ist einfach nur stolz und so glücklich und auch für seine Schwester Sammy ist es ein besonderer Tag - leider vergisst man die Geschwisterkinder häufig, die sind aber auch kleine Helden, die so
viel zurück stecken müssen. Leider.
Weitere Bilder und Berichte dieses tollen Tages findet ihr einmal bei Mark auf der Seite:
Und auch beim lieben Don:
Wir befinden uns heute (09.07.19) an Tag 385 seit Beginn von Deans Weg. Es war und ist ein langer Weg und wir sind noch lange nicht am Ziel.
Aber schauen wir einmal: vor einem Jahr genau, hatte Dean gerade erst seit ein paar Tagen seinen ersten Chemoblock begonnen. Er war noch immer von Schmerzen zerfressen, müde, matt und gerade erst
am Anfang seines Weges - was haben wir seither alles geschafft! Die vielen Monate der Intensivtherapie liegen hinter uns. Wir haben eine Zeit von der wir dachten sie nie bezwingen zu können
überstanden, wir sind gewachsen, zusammen (!) gewachsen und wir gehen jeden Tag immer weiter geradeaus! Bis zu dem Tag an dem der Satz fallen wird: „Der Krebs ist besiegt!“ Denn das ist unser
Ziel, unser ganzer Fokus liegt darauf!
Und eins hat Dean auf dem ganzen Weg nie verloren, nämlich sein Lächeln und seinen unendlichen Lebensmut!
Und wir? Wir genießen noch unseren Aufenthalt hier und die Zeit ohne sämtliche Termine, Sorgen oder das „was wird kommen“. Wir sind zusammen, wir sind glücklich und wir (er)leben das Leben an jedem
Tag neu! Und genau das ist es, was zählt! ❤️
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